Chronik

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Geschichtlicher Überblick

 Die Entstehung des Ortes ist urkundlich nicht nachgewiesen. Nach der Chronik der vorm. Reichsherren von Egloffstein wurde Ermreuth (früher Erporuit, Ermbreuth) entweder vom Sohn Egilofls, Graf Erpholf, (Erpo, †,856) oder von Erbo von Wizzenahe (Stifter des Klosters Weißenohe 1053 - 1059) gegründet. Beide waren Glieder des Geschlechts von Egloffstein. Erbo von Wizzenahe, geb. 1018, † 1102, Sohn des Reichsministerialen Otnand, der 1062 Besitzer von Egloffstein war, dürfte mit Erbo von Hirschberg, der nach der Geschichte der Fam. v. Künßberg das Kloster Weißenohe und den Ort Ermreuth gegründet haben soll, identisch sein, da um diese Zeit einzelne Mitglieder des gleichen Geschlechts ihren Namen bald nach diesem, bald nach jenem Ansitz benannten. Auch Hans Ermreuther, der Ermreuth um 1329 besessen hatte, dürfte ein Glied des Geschlechts von Egloffstein gewesen sein.

Pfarrer Cramer nennt in seiner handschriftlichen Chronik des Ortes eine Urkunde von 1128, in der Ermreuth erwähnt sein soll. Ein anderer Nach­weis ist der Stiftungsbrief einer Frühmesse von 1358. Die damaligen Guts­herren Konrad und Hans von Egloffstein stifteten in der Kapelle zu Ermreuth eine Frühmesse. Zu dieser Zeit standen in Ermreuth zwei Schlösser, das obere und das untere, von denen wohl jeder der beiden Brüder je eines besaß.

Von den Herren von Egloffstein ging die Hälfte von Ermreuth 1400 an Barbara Muffel, Gemahlin des Eschenauer Gutsherrn Niklas 1. von Muffel, die andere Hälfte 1422 an den Nürnberger Lorenz Pirkheimer und von diesem 1453 an dessen Schwager Peter von Watt über.

1464 erwarb Niklas III von Muffel auch die zweite Hälfte von Ermreuth, worauf dieses sich dann bis 1549 ganz im Besitz der Nürnberger Patrizierfa­milie von Muffel befand.

Die Familie von Muffel erhielt 1501 vom Kaiser Sigismund 1. den Blutbann über Ermreuth verliehen. Auf Grund dieses Rechts wurde am Wolfsgalgen (nach dem Namen des ersten Gehenkten) ein Galgen errichtet. Da dieses Recht den Gutsherren von Ermreuth in der Folge vom Bistum Bamberg und der Hofmark Neunkirchen (Schellenberg) verschiedentlich streitig gemacht und einmal sogar der Galgen mit bewaffneter Macht umgehauen worden war, wurde es 1565 durch Kaiser Sigismund II. bestätigt und der Familie v. Künßberg nochmals 1801 vom Kaiser verlieben.

1549 wurde von der Familie von Muffel eine Hälfte von Ermreuth an die Edlen und Vesten von Stieber (Stiebar) zu Buttenheim und Obersteinbach verkauft, 1573 die andere Hälfte.

Ermreuth, das vorher ein freieigenes Gut war, wurde ab 1542 bzw. 1561 Le­hen der Markgrafen von Brandenburg-Culmbach, bzw. Ansbach.

Im Markgrafenkrieg wurde Ermreuth am 5.7.1449 durch Albrecht Achilles niedergebrannt und danach von Niklas III. von Muffel wieder aufgebaut. Am 18.8.1593 wurde der Ort durch einen Großbrand bis auf die Kirche, Schul- und Pfarrhaus und 10 Wohnhäuser vernichtet.

Im 30jährigen Krieg, insbesondere 1640, wurde Ermreuth durch viel Ein­quartierungen und Durchmärsche hart mitgenommen.

Der letzte Stieber fiel 1618 in einem Treffen bei Crumau. 1622 ging Erm­reuth an Albrecht von Wildenstein über. Mit dessen Sohn Wolfgang starb 1636 der männliche Stamm der Familie aus und Ermreuth fiel nach der Geschichte der Fam. Künßberg dem Markgrafen zu Ansbach, nach Gold­witzer dem Bistum Bamberg anheim. In der Chronik von Egloffstein wird berichtet, dass Ermreuth ohne Schloss von Hieronimus III. von Egloffstein vom Bistum Bamberg gekauft und 1676 von seinem Sohn Albrecht XIII. wieder verkauft wurde.

Nach der Geschichte der Familie Künßberg kaufte 1664 Valentin Georg von Künßberg, Burggraf auf dem Rothenberg, Ermreuth, Schloss und Rittergut mit allen Zugehörungen vom Markgrafen zu Ansbach als Mannslehen. Von da ab war Ermreuth das seit 1573 Rittergut war, bis 1858 im Besitz der Familie von Künßberg. Die sogenannte Ermreuther Linie von Künßberg starb mit dem Tod von Karl Wilhelm Friedrich 1763 aus. Er hatte das Gut mit Schulden überhäuft. Ermreuth ging auf die Brüder Christian und Ernst aus der Linie von Künßberg-Thurnau über, die sich nach Kräften bemühten, die Schulden zu tilgen und den Besitz zu mehren. Ihr Nachfolger war der Sohn von Ernst, Karl Friedrich Julius. Das Rittergut Ermreuth wurde von der Familie von Künßberg 1858 an den bürgerlichen Hammer­werksbesitzer Schäff aus Erlangen verkauft. Die Familie von Künßberg übte die Gerichtsbarkeit in Ermreuth bis 1806 aus.

1796 wurde Ermreuth von Preußen okkupiert, doch blieb es nur bei einer vorübergehenden Besetzung durch preußische Truppen 1798. 1800 ver­zichtete Preußen auf die Landeshoheit über Ermreuth. Sie ging am 1.1.1806 auf Bayern über.

Im Jahr 1800 kam es zu einem Treffen zwischen Kaiserlichen und Fran­zosen auf dem Ermreuther Berg, in dem die Kaiserlichen siegten.

Ermreuth war im wesentlichen kleinlandwirtschaftlich strukturiert. Der Obstbau spielte eine bedeutende Rolle. Seit Beginn der 50er Jahre konnten sich viele Landwirte auf den kleinen Gütern nicht mehr ernähren, sie suchten sich als Pendler Arbeit in den nahen Städten. Die Landwirtschaft wird heute überwiegend nur noch als Nebenerwerb betrieben.

Bis 31.12.1971 war Ermreuth mit Gleiseshof selbständige Gemeinde und wurde dann in den Markt Neunkirchen eingegliedert. Sie zählte 1811 beinahe 700, heute über 800 Einwohner.

 

Kirchliches Leben

 Ermreuth war früher eine Filialkirche des Klosters Neukirchen und wurde 1458 durch den Bischof von Bamberg zu eigener Parochie (selbständige Pfarrstelle) erhoben.

Die Gutsherren von Muffel und von Stieber waren von Anfang an eifrige Anhänger der Reformation. Mit ihnen nahmen auch ihre Untertanen den evangelischen Glauben an. Zwischen der Gutsherrschaft in Ermreuth und der Mutterkirche Neunkirchen kam es um diese Zeit zu lebhaften Differen­zen. Anna Maria von Stieber widersetzte sieh 1598 durch Verrammeln der Kirchentüre erfolgreich der Einsetzung eines katholischen Pfarrers in Erm­reuth. Auch ein weiterer Versuch 1606 scheiterte an ihrem Widerstand. 1611) sagte sich Ermreuth ganz von der Kirche in Neunkirchen los. Schlichen­reuth wurde 1619 nach Ermreuth eingepfarrt und gehörte bis etwa 1920 zur evangelischen Pfarrei Ermreuth. Bis gegen Ende des 2. Weltkrieges war Ermreuth ein rein evangelischer Ort, die Bevölkerung in Greisenhof war konfessionell gemischt. Durch die Aufnahme von Vertriebenen und Flücht­lingen kamen auch viele Katholiken nach Ermreuth, die kirchlich zur Pfarrei Forth-Stöckach gehören. Seit 1973 besteht die evangelische Kirchen­gemeinde Ermreuth-Neunkirchen.

 

Die Juden in Ermreuth

 Vermutlich nach der großen Judenverfolgung in Nürnberg 1499 wurden Juden durch die Gutsherren hier aufgenommen. Die erste Nachricht über Juden in Ermreuth stammt von 1554.

1713 wurde eine Synagoge errichtet und 1823 neu aufgebaut. Der Juden-Friedhof am Berg gegen Pommer besteht mindestens seit 1713. Von 1834 bis etwa 1914 bestand eine eigene jüdische Schule (zuletzt im Haus Nr.98, heute Hauptstraße 30). 1811 lebten 44 jüdische Familien im Ort, 1910 waren es noch 11. Es sind damals viele in die nahen Städte abgewandert. Die Juden betrieben Handel mit Vieh, Schnittwaren u.a., sie waren Metzger und einige betrieben auch Landwirtschaft. Sie hatten öffentliche Ämter inne und waren bis 1933 im Gemeinderat vertreten.

1933 begann die Diskriminierung der jüdischen Mitbürger. In der "Reichs-Kristallnacht" vom 9. auf 10. November 1938 wurden sie auch in Ermreuth misshandelt, ihre Wohnungseinrichtungen und Inneneinrichtungen der Synagoge zerstört und am Friedhof wurden Grabsteine umgeworfen. 1938 waren noch 19 Juden ansässig. 15 von ihnen wurden 1939 zwangsverschleppt und unter der Naziherrschaft ermordet. Nur 4 konnten rechtzeitig nach Amerika auswandern.

 

Zur Lage

Ermreuth liegt in einem Talkessel, der im Westen vom Hetzles und im Süden vom Lindelberg begrenzt wird und sich nach Osten in das Schwabachtal ausweitet. Die Hänge des Hetzlas und des Lindelberges sind mit unzähligen Obstbäumen bepflanzt. Ermreuth war bis etwa 1960 Einkaufszentrum für die Orte Rödlas, Pommer, Walkersbrunn, Dachstadt, Letten sowie Ober- und Unterlindelbach. Die Einkäufe wurden meist zu Fuß getätigt. Über den Lindelberg führten viel begangene Fußwege nach Ober- und Unterlindelbach. Über den Fußweg nach Pommer am Judenfriedhof vorbei, wurde Pommer auch bis 1973 postalisch von Ermreuth aus versorgt. Im Ort waren 4 Gemischtwaren- und 3 Schnittwarenhandlungen, 2 Bäckereien und 2 Metzgereien. Heute beste­hen noch eine Bäckerei und eine Metzgerei. Den Gastwirt­schaften Nordhardt (früher Malter). ,,Frohla" (Oßmann, früher Wölfel, heute Reiser) und Barthelmeß waren bis Ende des 19. Jahrhunderts auch Brauereien angegliedert. Sie lagerten das Bier in den heute noch bestehen­den, in Sandsteinfelsen gehauenen Kellern, dem ,,Malterskeller" an der Gleisenhofer Straße, dem ,,Frohlaskeller" oberhalb des Friedhofs und dem ,,Barthelmeßkeller" oberhalb der Bodengrub. Bei den Kellern wurde früher im Sommer auch Bier ausgeschenkt.

 

Marktplatz mit Kirche St. Peter und Paul

Im Hintergrund das Schloss, im Vordergrund der Dorfbrunnen.

Die Bezeichnung Marktplatz für den Platz um die Kirche entspricht alter Überlieferung. Obwohl Ermreuth nicht das Marktrecht hatte, dürften hier früher doch kleine Märkte abgehalten worden sein.

Die Kirche wird als Kapelle erstmals 1358 durch Stiftung einer Frühmesse erwähnt, sie dürfte als Schlosskapelle jedoch schon älter sein. Aus dieser frühen Zeit stammt noch das untere Stockwerk des Turmes mit dem goti­schen Sakristeieingang. Der Taufstein wird als das älteste Kunstwerk ange­sehen (14. Jahrhundert). Die Stifter der spätgotischen Plastiken dürften die

Herren von Muffel gewesen sein. Unter den Herren von Künßberg ist um 1680 die Kirche in ihrer heutigen Form entstanden. Die älteste Glocke ist mit 1658 datiert. Aus dieser Zeit stammt wohl auch das Kruzifix im Chor­bogen. Vom spätgotischen Altar, der in einer Nürnberger Werkstatt ange­fertigt wurde, sind noch die beiden Apostel im Chor und acht kleine Plasti­ken (nun in der Kanzel) erhalten. Auch Petrus und Paulus im jetzigen Altar dürften aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammen. Ende des 17. Jahrhunderts wurden Altar und Kanzel erneuert. Es handelt sich um sel­tene Beispiele des fränkischen protestantischen Bauernbarocks. Die jewei­ligen Schlossherren hatten auch das Patronatsrecht inne.

 

Das Ermreuther Schloss

In Ermreuth, das in seiner Geschichte mehrfach geteilt war, standen früher zwei Schlösser, ein unteres und das heute noch erhaltene obere. Wo das untere Schloss stand ist nicht bekannt. Es soll in den Hussiten­kriegen (1419 - 1436) zerstört worden sein.

Während der Herrschaft der Familie von Muffel wurde das obere Schloss 1525 von aufrührerischen Bauern niedergebrannt und danach von Stefan von Muffel wieder aufgebaut. Es war als Wasserschloss vom Burggraben umgeben. Er ist teilweise noch erhalten.

Durch die Familie von Stieber wurde um 1600 der heutige Schlossbau mit dem Treppenturm errichtet. Im 18. Jahrhundert ließen die Her­ren von Künßberg das Obergeschoss ausbauen, den Treppenturm er­höhen und den Altanenanbau mit Brüstung errichten.

Auch ein Schlossgeist gehörte nach alter Überlieferung zum Schloss, der ,,Schluußpuppl", ein schwarzes Wesen das sieh Leuten, die bei Dunkelheit am Schloss vorbeigingen, auf den Rücken gesetzt und sie gedrückt haben soll. In der Familiengeschichte von Künßberg ist er­wähnt, dass dem letzten Künßberg der Ermreuther Linie kurz vor sei­nem Tod das Burghündchen (ein Möpschen von schwarzer Farbe und mit gelben Extremitäten) erschienen sein soll.

Durch den Verkauf des Rittergutes Ermreuth an den Hammer­werksbesitzer Schäff aus Erlangen 1858 ging auch das Schloss in bür­gerliche Hände über.

Nach dem ersten Weltkrieg hatte die Organisation ,,Der Stahlhelm" im Schloss ihr Domizil. Auch der Führer dieser Organisation, Luden­dorff, hat das Schloss besucht. Im 3. Reich war im Schloss eine Kreisführerschule der NSDAP untergebracht. Nach dem 2. Weltkrieg diente es der Aufnahme von Vertriebenen und Flüchtlingen und spä­ter waren ein Heimkehrerheim und ein Altersheim des Roten Kreu­zes dort untergebracht

(Quelle: Auszug aus dem Buch "Neunkirchen am Brand - wie es früher einmal war"; Autor des Artikels: Fritz Müller)

 

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 Letzte Aktualisierung: 13.06.2018